SCHNEIZLREUTH/OBERJETTENBERG – Bergwacht und Bundeswehr haben am Mittwochnachmittag gemeinsam insgesamt 14 Männer gerettet, die nach einem technischen Defekt der Seilbahn in der Wehrtechnischen Dienststelle für Schutz- und Sondertechnik (WTD 52) geschätzte 300 Meter unterhalb der Bergstation bis zu sechs Stunden lang in der Kabine festsaßen. 20 Einsatzkräfte der Bergwachten Bad Reichenhall, Freilassing, Teisendorf-Anger und Traunstein, das Personal der WTD52 und die Besatzungen des Traunsteiner Rettungshubschraubers „Christoph 14“ und von zwei SAR-Hubschraubern des Transporthubschrauberregiments 30 aus Niederstetten schafften es gemeinsam, dass alle Betroffenen in der Kabine und weitere sechs Leute an der Bergstation bis zum Einbruch der Dunkelheit unversehrt im Tal waren, wobei 14 Menschen rund 170 Meter tief aus der Kabine abgeseilt werden und dann mit den Helis per Winde aufgenommen und ausgeflogen werden mussten.
Als kurz nach 12 Uhr der Notruf eingegangen war, da die Kabine nicht mehr weiterfahren konnte, alarmierte die Leistelle Traunstein neben der Bergwacht auch „Christoph 14“ und organisierte zwei SAR Hubschrauber der Bundeswehr, die gerade bei einer mehrwöchigen Gebirgsflugausbildung im rund 160 Kilometer entfernten Kaufbeuren (Allgäu) sind und gegen 14 Uhr in Oberjettenberg eintrafen. „Christoph 14“ hatte bereits zuvor die Lage aus der Luft erkundet und Bergretter zur Bergstation geflogen, um dort abzuklären, wer zu Fuß absteigen kann und wer mit dem Heli geholt werden muss, wobei insgesamt sieben Bergerfahrene selbst ins Tal marschierten und weitere sechs ausgeflogen wurden.
Eine SAR-Maschine versuchte dann zunächst zweimal hintereinander, die Kabine anzufliegen und die Betroffenen über das Dach mit der Winde zu retten, woraufhin sich dann aber alle Piloten der drei beteiligten Helis einig waren, dass das Risiko aufgrund der Hindernis-Kulisse durch die nahen Seile zu hoch ist, zumal es den Leuten in der Kabine alle gut ging und kein Zeitdruck bestand. Die WTD52 hatte zeitgleich bereits von der Talstation aus eine Rettungsgondel mit Bergrettern losgeschickt, die dann alle 14 Betroffenen in Rettungssitzen sicherten und rund 170 Meter tief bis zum Wandfuß abseilten; weitere Bergretter führten die Leute dann von dort aus stellenweise seilgesichert zu einem besseren Aufnahmepunkt, wo sie die beiden SAR-Hubschrauber im Pendelverkehr mit der Winde aufnehmen und zum Tallandeplatz der WTD52 fliegen konnten. Der aufwendige Einsatz verlief ohne Zwischenfälle und dauerte bis 19 Uhr. Die Bergwacht Traunstein tankte die beteiligten Helis mit ihrem Kerosinanhänger wieder nach.
Nach Auskunft der WTD52 war es wegen einer noch unbekannten technischen Störung zu einem so genannten Seil-Überwurf gekommen, bei dem das Zugseil aufschwingt und sich dabei über das Tragseil ablegt. Die Untersuchungen zur genauen Ursache der Störung dauern derzeit noch an. Solche Defekte sind selten, können aber trotz regemäßiger Wartung nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Unmittelbar nach Bekanntwerden des Defekts leitete der Seilbahn-Betriebsleiter die Rettung der Betroffenen zusammen mit der Bergwacht ein, da die Gondel in einer ungünstigen Position in großer Höhe stehengeblieben war. Das Seilbahn-Personal konnte den Überwurf bereits am Donnerstag selbstständig wieder auflösen. Derzeit wird geprüft, ob der Seil-Überwurf Folgeschäden an der Anlage verursacht hat. Sollte dies nicht der Fall sein und der Abschluss der Untersuchung über die Ursache beendet sein, ist derzeit geplant, am kommenden Dienstag den Regelbetrieb wieder aufzunehmen.
Die Seilbahn der WTD 52 ist eine 2.100 Meter lange Luftseilbahn, die regelmäßig gewartet wird. Die Pendelbahn führt von Oberjettenberg auf das Hochplateau der Reiteralpe und dient der Versorgung des wehrtechnischen Erprobungsplatzes und des Gebirgsübungsplatzes. Die Seilbahn wurde 1965 in Betrieb genommen und überwindet einen Höhenunterschied von 1.036 Metern. Sie hat nur eine einzige Stütze, wobei die Spannweite 1.980 Meter beträgt. Eine Besonderheit der Seilbahn ist, dass die Seilbahnkabine binnen weniger Minuten gegen ein Last-Gehänge für den Transport großer Lasten ausgetauscht werden kann. Sie kann maximal 15 Menschen befördern.
Bericht von Markus Leitner, BRK Rhall
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